Von Belgrad nach Bar mit dem Zug: Titos Gebirgsbahn

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Montenegro

1866dde8dc584728af3f1553640dd76eVon Belgrad in Serbien verkehrt jede Nacht ein Zug nach Bar in Montenegro oder natürlich umgekehrt. Wir sind mit diesem Zug im Oktober 2023 gefahren.

Ich möchte kurz über unsere Erfahrung berichten. 

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Belgrad – Bar: Fahrkartenkauf für die Bahnstrecke nur vor Ort

Leider war es im Internet nicht möglich, eine Fahrkarte für die Bahnstrecke von Belgrad nach Bar zu reservieren. Aus diesem Grund mussten wir zum Bahnhof der Hauptstadt Belgrad fahren, um ein Ticket vor Ort zu kaufen.

Nach dem 20-minütigen Anstehen in einer Warteschlange vor dem Schalter, konnte ich endlich die Tickets entgegennehmen. 

fahrkarte belgrad bar
Fahrkarte für die Zugstrecke von Serbien nach Montenegro

Neben der Option in einem Großraumwagen mit gewöhnlichen Sitzen, gibt es ebenfalls Vierer- und Sechser-Schlafabteile sowie private Abteile. Da die privaten Abteile schon besetzt waren, beschlossen wir, im Großraumwagen mitzufahren.

Die Bahnstrecke von Belgrad nach Bar wurde in einem Zeitraum von 25 Jahren zwischen 1951 und 1976 im damals sozialistischen Jugoslawien gebaut.

Beide Fahrkarten einschließlich der obligatorischen Sitzplatzreservierung zahlten wir 5236 Serbische Dinar. Umgerechnet waren es etwa 22,50 Euro pro Ticket – sehr günstig, wie ich finde.

In einem Sechserabteil hätten wir nur drei Euro mehr bezahlt pro Person. Allerdings wollten wir nicht mit anderen Menschen in einem geschlossenen Abteil schlafen.

Das private 2er-Abteil hätte circa 45 Euro pro Person gekostet, war aber schon ausgebucht. Da es sich um die schönste Bahnstrecke Europas handeln sollte, war es den Fahrpreis auf jeden Fall wert. 

Von Belgrad nach Bar im Zug: Unsere Erfahrungen mit Titos Gebirgsbahn

belgrad bar zug erfahrungen
Laut Fahrplan fährt der Zug um 20:20 Uhr ab

Da der Hauptbahnhof in Belgrad aktuell (Oktober 2023) groß umgebaut wird, war die Orientation etwas schwierig. Schließlich hat es aber doch geklappt, den richtigen Fahrsteig, Gleis 6, zu finden.

Ich hatte schon das Schlimmste erhofft, aber nach meinen Reisen durch Pakistan und Indien konnte mich sowieso nicht mehr viel schocken.

Desto größer war die Freude, als der lange Zug endlich eintraf. Beim Einsteigen war natürlich Chaos pur angesagt. Anstatt zu warten, wollte sich jeder reinquetschen. Schließlich könnte der Zug ja ohne die Leute abfahren….

Ausstattung und Atmosphäre an Bord: Klassische Abteile bis moderne Großraumwagen

Die Sitzplatznummerierung im Nachtzug war grottenschlecht. Als wir endlich im richtigen Wagon waren, haben sich ständig andere Menschen von hinten nach vorne durchgequetscht.

Im Nachtzug gab es weder Getränke noch Essen zu kaufen. Bereite dir besser ein Lunchpaket vor dem Abfahrt vor!

Auch nach längerer Suche habe ich unsere Sitzplätze 43 und 44 nicht gefunden. Auf Nachfrage beim jungen Schaffner ohne Englischkenntnisse hat er uns die Plätze 44 und 48 zugeteilt – immerhin nebeneinander. 🙂

Die offenen Sitzbereiche mit 2er-Reihen kennst du vielleicht aus Intercity-Zügen der ÖBB oder DB. Polster und Ausstattung waren okay. Die Sitze waren wirklich viel bequemer als gedacht.

Nachdem alle endlich ihren Sitzplatz gefunden haben, hat sich die Situation beruhigt, zumindest für kurze Zeit. Zum Glück saßen wir ungefähr mitten im Wagon und nicht an den Türen, die immerhin automatisch waren. 

Außerdem fuhr der Nachtzug nur wenige Minuten später als angekündigt ab, ich war begeistert.

Großraumwagen, Sechserabteile und private Abteile

Die klassischen Sechser-Abteile bestehen aus sechs gepolsterten Sitzplätzen, Gepäcknetzen über den Kopfstützen und ausklappbaren Tischen.

Die Fenster lassen sich noch zum Lüften herunterziehen, eine wohltuende Seltenheit bei längeren Bahnreisen. Besonders bei Sonnenuntergang hat das einen ganz eigenen Charme.

Es war Freitagabend, der 13. wohl gemerkt, und viele Jungspunde nahmen die Nachtfahrt als Anlass zum Party machen. So lief bei einer Gruppe laut Musik. Natürlich floss auch das mitgebrachte Bier. Mit Ohrstöpsel war es einigermaßen erträglich. 

Viel schlimmer war die Tatsache, dass es viele Raucher im Zug gab. Außerhalb des Sitzbereichs, also hinter den Türen, wurde nämlich die halbe Nacht geraucht.

Selbst der Schaffner hat fleißig gequalmt – Willkommen in Osteuropa!

Gegen etwa zwei Uhr nachts war die Party dann vorbei, nicht aber das Rauchen. Schlafen konnten wir dennoch einigermaßen, wäre da nicht mehrmals der Schaffner vorbeigekommen, um die Tickets zu kontrollieren. 

Grenzkontrolle Serbien und Montenegro

Etwa gegen nachts um 3:00 Uhr erreichten wir den ersten Grenzposten. In Dobrakovo stiegen serbische Grenzbeamte in den Zug und scannten alle Reisepässe beziehungsweise Ausweise. Das Prozedere pro Person ging recht schnell. 

Da aber die Eisenbahn nahezu voll besetzt und sehr lange war, standen wir etwa eine Stunde. Die Ausreise war also erledigt.

Erst in Bijelo Polje stiegen montenegrinische Grenzbeamte ein und scannten wieder alle Ausweisdokumente. Wieder eine Stunde warten….

Es war nun etwa 4:30 Uhr, als die Fahrt endlich ab Bijelo Polje weiterging und wir wieder schlafen konnten. 

bahnhof podgorica
Ankunft in Podgorica

Um circa 7:30 Uhr kamen wir in der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica an. Dort sind viele Menschen ausgestiegen und wenige sogar zugestiegen.

Von dort aus beginnt übrigens der spektakuläre Teil der Zugfahrt. Vorbei an tiefen Schluchten mit Blick auf eine große Brücke in der Ferne schleicht der Zug langsam Richtung Adriaküste.

ausblick nachtzug nach bar
Ausblick auf die Bergwelt Montenegros – In Wirklichkeit viel schöner

Der Ausblick war wirklich gigantisch. Wegen der schmutzigen Scheiben habe ich allerdings nicht viel gesehen. Übrigens hat man 25 Jahre gebraucht, um die Bahnstrecke von Belgrad nach Bar zu bauen, so meine Recherche. 

Um die Strecke überhaupt möglich zu machen, wurden mehr als 250 Tunnel und unzählige Brücken gebaut. – eine davon ist die berühmte Mala-Rijeka-Brücke nördlich von Podgorica. Mit ihren 200 Metern Höhe war sie lange Zeit sogar die höchste Eisenbahnbrücke Europas.

bahnhof bar
Nach 12 Stunden Bahnreise endlich am Ziel

Es war nun nur noch ein Katzensprung bis nach Bar an die Küste, wo wir gegen 8:45 Uhr eintrafen. Insgesamt 12 Stunden Fahrt und nur 1 Stunde und 20 Minuten Verspätung – absolut okay, dachte ich.

Bis auf den Rauchgeruch in den Klamotten war die Zugfahrt allerdings bequem. Ich würde sie wahrscheinlich wieder machen. Vom Bahnhof in Bar sind es etwa zwei Kilometer bis zum Zentrum. Es warten Taxis.

Tageszug oder Nachtzug: Was sind die Vorteile und Nachteile von Titos ehemaliger Eisenbahn

Vor deiner Reise stellst du dir sicherlich die Frage: Lieber tagsüber oder nachts mit dem Zug nach Bar fahren? Beide Optionen haben ihre ganz eigenen Vorteil, aber auch ein paar Nachteile, die vielleicht nicht offensichtlich sind.

Tageszug: Landschafts-Kino pur

Im Tageszug sitzt man quasi in der ersten Reihe für eines der besten Panoramen Europas. Sobald die Sonne scheint und die Berge in Montenegro auftauchen, wird jede Minute zum Erlebnis. Gerade bei klarem Wetter gibt es atemberaubende Ausblicke auf Schluchten, Brücken und Natur, die einem nachts schlichtweg entgehen.

Wer gern fotografiert oder einfach nur aus dem Fenster schauen möchte, sollte unbedingt den Tageszug nehmen. Es bleibt genug Zeit, sich im Zug zu bewegen, Snacks am Fenster zu genießen und im Sommer den langen Sonnenuntergang zu bestaunen.

✔ Grandiose Aussichten auf das Gebirge und Täler, Lebhafte Atmosphäre dank anderer Reisender und offener Abteile, Viel Gelegenheit, Fotos zu machen

✘ Oft voller, insbesondere in der Hochsaison (Fensterplätze sind heiß begehrt), Es kann etwas lauter zugehen im Großraumwagen, Hitze im Sommer, da nicht alle Züge klimatisiert sind, Rauch im Gang gehört dazu

Nachtzug: Komfort und Zeitersparnis

Der Nachtzug punktet eindeutig, wenn du Zeit und Übernachtungskosten im Hotel sparen möchtest. Statt einen Tag für den Transfer zu „verlieren“, legt man sich direkt ins bequeme Bett und kommt am nächsten Morgen mehr oder weniger ausgeschlafen an.

Die Nachtfahrt im Einzelabteil ist sicherlich besonders komfortabel. Allerdings musst du die Tickets dann schon früh buchen. Außerdem kommen beim Nachtzug häufig Verspätungen vor. – so meine Recherche. Zudem siehst du die spektakulären Landschaften nur für kurze Zeit beim Sonnenauf- oder -untergang.

✔ Spart Zeit und Übernachtungskosten, Privatsphäre im Schlaf- oder Liegewagen, sofern verfügbar, Besonders praktisch bei Umsteigeverbindungen oder Weiterfahrten am Ziel

✘ Die besten Landschaftsabschnitte verpasst du wegen der Dunkelheit, In seltenen Fällen Schienenersatzverkehr oder unvorhergesehene Unterbrechungen (z.B. Durch Bauarbeiten) , Schlafqualität hängt vom Abteil und den Mitreisenden ab, Spontane Fahrplanänderungen können vorkommen

Häufige Fragen zur Gebirgsbahn von Belgrad nach Bar

Wie kannst du die Tickets zahlen?

Bezüglich der Bezahlung: In Serbien bezahlt man am Schalter in der Regel mit Serbischen Dinar, während in Montenegro die Zahlung in Euro erfolgt. In Belgrad konnte ich sogar mit meiner Kreditkarte zahlen. Ob das auch in Bar der Fall ist, weiß ich leider nicht. Meist ist in Osteuropa nur bares Wahres!

Wann ist die beste Reisezeit für die Zugstrecke Belgrad nach Bar?

Wann ist die Fahrt mit dem Zug von Belgrad nach Montenegro am schönsten? Ich würde klar sagen in den Sommermonaten, wenn das Wetter am stabilsten ist!

Gerade wenn du den Nachtzug wählst, erwartet dich ein zusätzlicher Bonus: Der Zug erreicht das Hochgebirge auf montenegrinischer Seite oft zu Tagesbeginn. Das bedeutet, du rollst mit den ersten Sonnenstrahlen durch die eindrucksvolle Landschaft.

Fahren die Züge auf der Strecke Belgrad–Bar ganzjährig?

Ja, auf der Strecke Belgrad–Bar ist die Zugverbindung das ganze Jahr über verfügbar. Der regelmäßige Nachtzug verkehrt täglich, egal zu welcher Jahreszeit.

Wer tagsüber fahren möchte, findet zusätzlich in den Sommermonaten (ca. Juni bis September) saisonale Tageszüge im Fahrplan. Im Rest des Jahres bleibt der Nachtzug die zuverlässige Verbindung zwischen Serbien und Montenegro.

Sitzplätze mit bester Aussicht auf die Tara-Schlucht wählen

Möchtest du auf dieser Zugstecke den besten Ausblick genießen, solltest du unbedingt auf einen Platz auf der linken Seite in Fahrtrichtung Bar achten. Von hier aus öffnen sich die spektakulärsten Blicke auf tiefe Schluchten, weite Täler und große Brücken, besonders wenn der Zug durch die Tara-Schlucht fährt.

Kenner und Eisenbahnfans wissen das, weshalb Fensterplätze schnell vergeben sind. Alternativ kannst du auch aufstehen und dich zwischen den Waggons am linken Fenster hinstellen. – Leider nicht wirklich bequem!

Wie sind die sanitären Einrichtungen an Bord? (Toilette und Co.)

Und wo wir gerade bei Komfort sind: Die Toiletten im Zug sind, ich würde sagen ziemlich osteuropäisch. Die Ausstattung ist aufs Wesentliche reduziert, und je nach Wagonglück kann der Zustand von „okay“ bis „lieber kurz die Luft anhalten“ schwanken.

Pro Wagon gibt’s meistens ein bis zwei Klos – falls eines mal blockiert ist, bleibt also noch eine Ausweichmöglichkeit. Klopapier solltest du am besten selbst mitbringen, und vielleicht auch ein bisschen Desinfektionsgel – sicher ist sicher.

Immerhin, der Zug ist ja kein 5-Sterne-Hotel, sondern Teil des Abenteuers!

Weiterführende Informationen, Quellen und Links

Was hältst Du von der Idee mit dem Zug von Belgrad nach Bar zu reisen? Würdest Du im Großraumabteil oder im Schlafabteil mitfahren? Lass es mich gerne wissen.


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