Yazd im Iran ist vor allem wegen seiner zahlreichen Lehm- und Steinbauten im historischen Stadtkern bekannt. Angesichts der Knappheit an Holz und anderen Baumaterialien wurden Wohnhäuser, öffentliche Gebäude, Tempel und Moscheen traditionellerweise mit Erdmaterialien gebaut. Das Labyrinth aus Erdfarbe ist vor allem für Touristen eine Sehenswürdigkeit. Seit 2017 gehört Yazd sogar der Welterbeliste der Unesco an.
Außerdem ist Yazd seit eh und je Schauplatz des friedlichen Zusammenlebens dreier Religionen: Islam, Zoroastrismus und Judentum. Bei meiner Reise durch den Iran im November 2019 durfte ich die irdene Architektur in Yazd für zwei Tage bestaunen.
Wo liegt Yazd überhaupt?
Die historische Stadt Yazd liegt etwa 270 Kilometer süd-östlich von Isfahan mitten in der Wüstenregion Dasht-e Kavir. Bis zur Hauptstadt Teheran sind es knapp 700 Kilometer.
Die Bevölkerung von Yazd wurde im Jahr 2020 auf 750.000 Menschen geschätzt. Yazd hat eine Fläche von 180 Quadratkilometern und ist die achtgrößte Stadt in Iran. Die historische Stadt war früher für den Handel mit Seide, Gewürzen und Edelmetallen bekannt.
Geschichte von Yazd: Ein Schmelztiegel der Kulturen
Die Geschichte von Yazd reicht bis in die Antike zurück. Man vermutet, dass Yazd vor über 7000 Jahren an einer Oase gegründet wurde. Die Stadt war einst ein wichtiger Handelsposten entlang der Seidenstraße.
Man nimmt an , dass die Stadt von den Achämeniden gegründet wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurde Yazd von verschiedenen Eroberern regiert, darunter Alexander der Große, die Araber und die Mongolen. Jede dieser Zivilisationen hinterließ ihre Spuren in der Stadt und prägte die Kultur und Architektur.
Zu den wichtigsten Perioden zählt die sassanidische Ära von 224 bis 651 nach Christus. Während dieser Zeit wurde die Stadt zu einem wichtigen Handelszentrum und erlebte einen Aufschwung in der Landwirtschaft. In dieser Zeit wurden auch wichtige Wasserversorgungssysteme wie Qanats entwickelt, um die wachsende Bevölkerung mit Wasser zu versorgen.
Ab dem 7. Jahrhundert eroberten Araber Persien und brachten den Islam in die Region. Die Zoroastrier flüchteten in die Wüste und versteckten sich in den Felsen wie in Chak-Chak.Yazd wurde Teil des muslimischen Kalifats und erlebte eine Islamisierung. Während der islamischen Herrschaft wurden viele neue Moscheen und religiöse Schulen in der Stadt erbaut.
Im 13. Jahrhundert eroberten die Mongolen unter der Führung von Dschingis Khan große Teile Persiens, einschließlich Yazd. Die Stadt wurde von den Mongolen weitgehend zerstört, aber später wieder aufgebaut. Die Mongolen hatten einen großen Einfluss auf die Architektur von Yazd und führten neue Baustile und Techniken ein
Während der Safawiden-Dynastie im 16. Jahrhundert florierte Yazd als Zentrum des Zoroastrismus, einer alten iranischen Religion. Die Stadt wurde ein wichtiger Ort für religiöse Rituale und Bräuche der Zoroastrier. Noch heute ist Yazd bekannt für seine zoroastrischen Feuertempel, in denen das ewige Feuer brennt. Darauf gehe ich in einem späteren Abschnitt ein.
Im 19. und 20. Jahrhundert erlebte Yazd wie der Rest des Iran Veränderungen und Modernisierungen. Die Stadt wurde mit modernen Infrastrukturen wie Straßen, Schulen und Krankenhäusern ausgestattet. Trotzdem hat Yazd seinen historischen Charme bewahrt und viele der alten Bauten und Traditionen überdauert.
Heute ist Yazd eine lebendige Stadt mit einer vielfältigen Bevölkerung und einer reichen kulturellen und historischen Bedeutung. Die Stadt zieht Besucher aus der ganzen Welt an
Yazd: Sehenswürdigkeiten
Jame-Moschee
Die Jame-Moschee stammt aus dem 14. Jahrhundert, der Periode der Timuriden-Dynastie. Sie wurde zwischen 1324 und 1327 an der Stelle eines früheren Feuertempels gebaut. Das Eingangsportal mit seinen Doppelminarett ist schon von weitem zu sehen. Der Eingangsbereich ist mit floralen und kalligraphischen Fliesenmosaiken in Blau- und Türkistönen versehen.
Auch im Innenraum sind die Wände mit kunstvollen Kacheln und Inschriften aus dem Koran geschmückt. Im Zentrum der Gebetshalle befindet sich eine Gebetsnische, die in Richtung Mekka zeigt. In diesem Zusammenhang möchte ich auch die natürliche Beleuchtung des Innenraums erwähnen. Sie entsteht durch den Einfall von Tageslicht und die dabei entstehende Reflektion mit den weißen Wänden.
- Adresse: Jameh Mosque of Yazd
- Öffnungszeiten: 08:00 bis 21:00 Uhr täglich außer Freitags
Amir-Tschachmagh-Moschee
Eine weitere sehenswerte Stätte ist definitiv die Amir-Tschachmagh-Moschee. Der Komplex stammt aus der Zeit der Timuriden. Auch wenn die Stätte heute nicht mehr als Moschee genutzt wird, ist sie schön anzusehen. Die Fassade besteht aus mehreren Bögen und Nischen, die kunstvoll in islamischer Architektur gestaltet sind. Vor allem früh am Morgen oder kurz vor dem Sonnenuntergang ist die Amir-Tschachmagh-Moschee ein beliebtes Fotomotiv.
Sie befindet sich auf dem gleichnamigen zentralen Platz Meydan Amir-Chaqmaq, der mit Grünflächen und einem großen Blumenbeet geschmückt ist. Der Platz ist ein beliebter sozialer Treffpunkt für Einheimische. In den umliegenden Geschäften werden lokale Produkte wie Teppiche, Gewürze und andere Gegenstände angeboten.
- Adresse: Amir Chakhmagh Historical Mosque
Windtürme – Badgirs
Die zahlreichen Windtürme in Yazd sind auch eine Sehenswürdigkeit. Die Badgirs dienen zur natürlichen Lüftung von Räumen. Durch die turmartige Struktur wird der Wind durch die Öffnungen eingefangen und anschließend nach innen geleitet bis in den untersten Raum eines Gebäudes geleitet.. Aufgrund der Wüstenlage und der extrem heißen Temperaturen sind die Badgirs in Yazd besonders wichtig. Die Windtürme sind nicht nur funktional, sondern auch architektonisch ansprechend. Sie sind oft kunstvoll gestaltet und mit geometrischen Mustern und Verzierungen verziert. Der mit 33 Metern höchste Windturm steht übrigens im Bagh-e Dolat Abad Garten.
- Adresse: Mehrere Windtürme in der Stadt verteilt
Altstadt von Yazd
Die Altstadt von Yazd ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Zahlreiche alte Bauwerke aus sonnengetrockneten Lehm schmücken das historische Zentrum der Stadt. Bei einem Spaziergang durch die engen und labyrinharthigen Gassen kann man die Altstadt am besten erkunden. Auch lohnt es sich, auf eine der Dachterrassen der umliegenden Cafés und Restaurants zu gehen. Aus der Vogelperspektive kann man nicht nur die Windtürme, sondern auch die Kuppeln im Panoramablick betrachten.
Dowlat Abad-Garten
Der Dowlat Abad-Garten ist auch unter dem Namen Dolat-Abad Garden bekannt. Es handelt sich um einen der ältesten und schönsten Gärten im Iran. Der Garten wurde im 18. Jahrhundert während der Herrschaft der Dynastie der Zand-Dynastie angelegt. In der Vergangenheit wurde er von Minister Mohammad-Taqi Khan Bafghi genutzt. Im Inneren verfügt der Garten über eine üppige Vegetation mit Bäumen und Blumenbeeten sowie zahlreiche Wasserkanälen und Springbrunnen.
Insgesamt erstreckt sich der Dowlat Abad-Garten auf einer Fläche von 70.000 Quadratmetern. Durch seine Umrundung mit hohen Mauern stellt er eine ruhige und abgeschiedene Oase inmitten der hektischen Stadt dar. Der Dowlat Abad-Garten gehört auch zum Unesco Weltkulturerbe.
- Adresse: Dowlat Abad Garden
- Öffnungszeiten: 07:00 bis 22:00 Uhr täglich
Feuertempel von Yazd
Der Feuertempel von Yazd ist ein wichtiger religiöser Ort für Anhänger des Zoroastrismus, dessen Prophet Zarathustra war.
Über dem Eingang der religiösen Stätte ist das große Fravahar-Symbol zu sehen. Der Glaube konzentriert sich auf die Verehrung des Schöpfers Ahura Mazda und betont die dualistische Natur des Universums, wobei das Gute und das Böse im ständigen Kampf miteinander stehen. Zu den vier heiligen Elementen der Zoroastrier gehören Feuer, Wasser, Erde und Luft.
Noch immer lebt in Yazd eine zoroastrische Gemeinschaft. Im ganzen Iran gibt es circa 20.000 Glaubensanhänger. Sie sprechen eine eigene Sprache und bedienen sich einer alten Schrift.
Der Feuertempel beherbergt das heilige Feuer, das seit über 1.500 Jahren brennt und von Zoroastriern verehrt wird. Nach dem Betreten kann man die Feuerstätte durch ein Fenster sehen. Zu sehen ist es von der Eingangshalle her durch ein Fenster.
- Adresse: Zoroastrian Fire Temple of Yazd
- Öffnungszeiten: 08:00 bis 21:00 Uhr täglich
Turm des Schweigens
Etwas außerhalb der Stadt Yazd befindet sich der Turm des Schweigens, der eine runde oder quadratische Struktur aufweist. Die Stätte des Schweigens hat eine tiefe Verbindung zum Zoroastrismus. Im Zoroastrismus war es üblich, die Körper der Verstorbenen den Tieren zur Verteidigung gegenüber den Elementen auszusetzen.
Denn so wurde das heilige Element Erde nicht beschmutzt und der Körper wieder unter die Tier- und Pflanzenwelt gebracht. Besonders Geier machten sich über die Leichen her. Nach dem Glauben der Zoroastrier bedeutet das Aushacken des linkes Augen, dass die Seele in die Himmel kommt. Pickte der Geier zuerst das rechte Auge, landete die Seele in der Hölle. Diese Praktik wurde jedoch im Jahr 1970 beendet, denn die Bewohner von Yazdt beschwerten sich über die vom Himmel herabfallenden Menschenteile.
Heutzutage wird der Turm des Schweigens nicht mehr für die Bestattungsriten verwendet. Stattdessen beerdigt die zoroastrische Gemeinschaft die Verstorbenen in der Erde oder in speziellen Bestattungsanlagen. Der Turm des Schweigens stellt heute noch ein symbolisches und historisches Denkmal des Zoroastrismus dar.
- Adresse: Cham Tower of Silence
Besuch eines Zurkhaneh-Trainings – Persische Kampfkunst
Zurkhaneh ist eine traditionelle persische Kampfkunst, die eine Mischung aus Kampf, Tanz, Musik und spirituellen Praktiken darstellt. Wörtlich übersetzt bedeutet Zurkhaneh „Haus der Kraft“ oder „Haus des heldenhaften Sports“. Es ist eine alte Kampfkunst, die im Iran seit vielen Jahrhunderten praktiziert wird.
Während des „Zeremonie-Trainings“ schwingen die Zurkhaneh-Kämpfer ihre Keulen, die aussehen wie Baseballschläger. Allerdings wird bei dieser Sportart weder einer angegriffen noch verletzt. Die Zurkhaneh-Übungen basieren auf dem Training von Körper und Geist und betonen die Entwicklung von Stärke, Ausdauer, Geschicklichkeit, Disziplin und spiritueller Hingabe.
Das Training der Zurkhaneh findet in Yazd in einem ehemaligen Keller statt, der früher zur Wasserversorgung diente. Die Vorstellung dauert etwa 60 bis 90 Minuten. Ich kann mich noch heute an den Schweißgeruch erinnern 🙂
Meine persönliche Erfahrung in Yazd
Yazd hat mich von Anfang an fasziniert. In der Altstadt der Lehmbauten fühlte man sich wie in ein anderes Zeitalter versetzt. Auch der Feuertempel war unglaublich mystisch. Zudem haben mein Kollege aus Lettland und ich zwei Iranerinnen kennengelernt, die uns unbedingt durch die Stadt führen wollten. Und das haben wir auch getan.
Ebenfalls wurden wir auf einen Tee eingeladen. Wie immer, keine Chance zu bezahlen. Iraner tricksen gerne, indem sie sagen, sie müssten auf Toilette gehen. Dabei gehen sie zum Kellner und bezahlen die Rechnung 🙂 Welche eine Gastfreundschaft!!
Außerdem habe ich meine Haare von einem älteren Mann in seinem “Salon” schneiden lassen. Der Rasierer war sogar kabelgebunden, sowas gibt es in Europa seit Jahren nicht mehr. Ich fühlte mich wie im Wohnzimmer zu Omas Zeiten. Umgerechnet 1,50 Euro hat der Haarschnitt damals gekostet, ein wahres Schnäppchen! Danach gab es sogar noch ein paar leckere Kekse zum Abschied.
Häufig gestellte Fragen rund um Yazd
Wie lange sollte man in Yazd bleiben?
Zwei volle Tage sind ausreichend, um einen Einblick in die Architektur und Kultur von Yazd zu erhaschen. Außerdem hat man so genügend Zeit, Yazds wichtigste Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Im Gegensatz zum touristische Isfahan, ist Yazd weniger besucht.
Wie erfolgt die Anreise nach Yazd?
Für viele Touristen ist Yazd eine wichtige Hältestätte bei einer Rundreise durch den Iran. Die alte Stadt ist gut an das Busnetz angebunden. Sowohl von Isfahan, als auch von Shiraz kann man Yazd mit dem Bus erreichen. Anstelle von Bordtoiletten gibt es wenigstens einen kleinen Snack.
Wo kann ich in Yazd übernachten?
In Yazd gibt es jede Menge Unterkünfte und Hotels im traditionellen iranischen Stil. Ich habe im November 2019 im Pars Traditional Hotel für umgerechnet etwa 15 Euro im schönen Doppelzimmer übernachtet. Das Hotel verfügte ebenfalls über einen schönen Innenhof mit Brunnen. Da es zu dieser Jahreszeit nachts recht kühl war, hat man das Dach abgedeckt.
- Adresse: Pars Traditional Hotel
- Website: Pars Traditional Hotel
Wie ist das Klima in Yazd?
Yazd liegt mitten in der Wüste auf einer Höhe von 1.200 Metern. Es ist nicht verwunderlich, dass das Klima nicht nur heiß, sondern auch sehr trocken ist. Zwischen den Monaten April bis Ende Oktober erreichen die Tagestemperaturen meist 30 bis 35 Grad Celsius. Sogar im November und März werden noch Werte von 20 Grad Celsius erreicht.
Während der Monate Dezember bis Februar ist es mit durchschnittlich 15 Grad Celsius tagsüber etwas kühler. In den Wintermonaten kann es sogar fast Frost geben. Nach diesen Aspekten würde ich die Monate März und April sowie Oktober und November ideal für eine Reise nach Yazd ansehen.
