An diesem Morgen war ich besonders nervös, denn endlich ging es nach Sanandadsch in den Iran. Lange habe ich mich auf diesen Moment gefreut. In der Zeit zuvor habe ich so viel über den Iran und seine Menschen gelesen.
Nun sollte der Traum endlich wahr werden. Schlussendlich hat sich der Traum in einen kleinen Albtraum verwandelt.
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Warum ich Startschwierigkeiten in Sanandadsch hatte, erfährst du in den nächsten Abschnitten.
Lange Anreise bis nach Sanandadsch
Die Anreise nach Sanandadsch dauerte länger als erwartet. Schließlich hatte ich noch 600 Kilometer vor mir. Ab Abend zuvor habe ich mir ein Sammeltaxi in Soran im kurdischen Teil des Iraks organisiert. Pünktlich um 08:30 Uhr ging es los in Richtung Grenze.
Ich hatte wieder ein Megadussel, denn diesmal war ein Mann an Bord der als Englischlehrer tätig ist. Noch dazu war er Iraner und musste in die gleiche Richtung wie ich – Wow!
Etwa 70 Kilometer oder eineinhalb Stunden waren es bis zum Tamarchin Border Terminal. Die Fahrt verlief durch Schluchten, vorbei an vielen Kurven und stetig ansteigend bis wir an der kurdisch-iranischen Grenze waren.
Grenzübergang Kurdistan – Iran
Auf der kurdischen Seite hatten sich bereits Warteschlangen gebildet. Irgendwann war ich endlich dran und geriet in einen Plausch mit dem Grenzbeamten. Er fragte, woher ich komme.
Nach meiner Antwort wollte er wissen, ob ich ihm nicht helfen könnte, ein Visum für Deutschland zu besorgen.
Er fragte sogar mehrmals. “So can´t you help me with anything?” – Meine Antwort war nur “I don´t know how to”.
Irgendwann hat er es aufgegeben und mich durchgelassen. Kurdistan war zu jenem Zeitpunkt also passé.
Nun folgte noch die Einreise in den Iran, vor der ich mir am meisten Sorgen machte. Damals hatte ich nicht nur Kameras, sondern auch Festplatten und Laptops dabei.
In einem Land wie dem Iran wird man schnell als Spion verdächtigt, wenn man zu viel Elektronik mitführt.
Ich habe dem Beamten mein ausgedrucktes Visa gezeigt, woraufhin er erstmal einen Anruf tätigte. Vermutlich waren sie nicht gewohnt, dass ein Ausländer an dieser Grenze einreist. Anscheinend hat er daraufhin Anweisungen bekommen.
Er ging in seiner Zimmerlein und tippe wie wild etwas in seinen Computer rein. Alles war okay, meinte er und gab mir das Visapapier zurück. Das Gepäck musste durch den Scanner, wurde aber nicht genauer durchsucht.
Welcome to Iran!
Geldwechseln und Taxi finden an der Grenze
Mein englischsprachiger Kollege hat zum Glück auf der iranischen Seite gewartet. Er half mir direkt beim Geld wechseln an der Grenze.
Der Kurs war gar nicht so schlecht. Ebenfalls hat er direkt ein Taxi für die Weiterfahrt nach Urumieh (Deutsch: Urmia) organisiert. Wir fuhren nun zu fünft einschließlich Taxifahrer nach Urmia.
Auf gehts nach Urmia
Die 145 Kilometer lange Fahrt hat für jeden umgerechnet etwa zwei Euro gekostet. Zweeiiiii Euro – was ein Witz! Auf der Fahrt habe ich dann verstanden, wie der Taxifahrer bei diesen Preisen überhaupt was verdient.
Dann hat es Klick gemacht: Ein Liter Benzin hat damals sieben, ja ich meine, 7 Cent pro Liter gekostet.
Als ich dem Fahrer erzählt habe, dass wir in Deutschland etwa 1,60 Euro pro Liter bezahlen, hat er nur noch den Kopf geschüttelt.
Er konnte überhaupt nicht verstehen, wie man das bezahlen solle. Im Iran lag das Monatsgeld in 2019 bei etwa 100 bis 150 Dollar pro Monat. Das Thema Benzin wurde mir aber später noch zum Verhängnis und ich beziehe mich nicht auf die Taxifahrt.
Weiter mit dem Bus nach Sanandadsch
Mein englischsprachiger Kollege stieg mit mir in Sanandadsch aus. Für ihn ging es weiter nach Täbris. Aber wenigstens half er mir noch beim Kauf eines Bustickets. Außerdem habe ich nochmal einige Euro in iranische Rials gewechselt.
Die Währung war komplex! Auf den Geldscheinen stand überall Rial, aber die Menschen rechnen in Toman.
Als Beispiel: 130.000 Rial waren damals im November 2019 umgerechnet 1 Euro. Wenn du diese Summe bezahlen solltest, sagt man dir nur 13.000, aber Toman!
Toman ist immer eine 0-Stelle weniger.
Und warum ich erst Richtung Norden nach Urmia fahren muss, um dann wieder südlich nach Sanandadsch zu fahren, hat mein Deutscher Kopf auch nicht verstanden. Nun ja, ich wollte mich nicht beschweren.
Kurze Zeit darauf saß ich endlich im warmen VIP-Bus nach Sanandadsch! Ja, es ist auf einmal kalt geworden. Vor 3 Tagen waren es fast 30 Grad Celsius in Erbil und nun war es bibberkalt bei 3 bis 8 Grad Celsius.
Ich vermute, das Gebirge, das Kurdistan von Iran trennt, ist die Wetterschneise.
Dann lernte ich, was VIP-Bus im Iran überhaupt bedeutet. Meist ist das nichts anderes als ein gewöhnlicher Bus, allerdings mit deutlich mehr Sitzabstand und Beinfreiheit.
5 Stunden Fahrt nach Sanandadsch für 6 Euro war auf jeden Fall nicht schlecht. Sogar ein kleiner Orangensaft stand für mich bereit.
Vorbei fuhren wir an trockenen Landschaften, Geröll, jedoch stets bei Sonnenschein.
Ankunft in Sanandadsch
Viele Stunden später bin ich endlich an meinem Tagesziel Sanandadsch angekommen. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich vollkommen auf mich alleine gestellt war. Im Bus sprach lediglich ein Mann gebrochen Englisch.
Kurz vor Sanandadsch hat uns der Busfahrer rausgelassen. Wir mussten dann in einen Stadtbus umsteigen und die letzten Kilometer weiterfahren. Der Busfahrer hat übrigens kein Geld verlangt.
Angekommen in der Nähe des Stadtzentrums habe ich mich von meinem Kollegen verabschiedet und bin alleine auf Hotelsuche. Naja, so schwer war es nicht.
Nach circa 300 Metern habe ich im erstbesten Hotel nach einem Zimmer gefragt. Einzelzimmer waren leider nicht mehr verfügbar, sodass ich das Doppelzimmer einschließlich Bad nehmen musste.
Etwa zehn Euro hat die Übernachtung einschließlich Frühstück gekostet. Das Zimmer war vollkommen okay für den Preis. Nicht besonders sauber, aber auch nicht schmutzig. Zumindest hat die Heizung sehr gut funktioniert.
Alles änderte sich in Sanandadsch
Nach einem kurzen Spaziergang und einem simplen Abendessen in Form von Kichererbsen für 20 Cent war ich zurück im Hotelzimmer.
Am Abend habe ich meine ersten Reiseerfahrungen mit der Welt per Whatsapp geteilt. Das WLAN war nicht besonders schnell, aber ausreichend.
Einige Apps waren im Iran gesperrt und nur mittels VPN zugänglich. Zur späteren Stunde um circa 22:00 Uhr hatte ich plötzlich keinen Empfang mehr.
Ich bin anschließend zur Rezeption gegangen und habe gefragt, ob sie den Router neu starten können. Allerdings antwortete man mir, dass das Internet heute nicht mehr funktionieren würde. Eventuell morgen. Eventuell morgen, dachte ich? Was ist da los?
Aufstände in Sanandadsch
Als ich am nächsten Morgen in Ruhe mein Frühstück gegessen habe, liefen bereits die Nachrichten im TV. Auch wenn ich Null Farsi verstehe, habe ich die angespannte Stimmung wahrgenommen.
Das Internet ging übrigens immer noch nicht. Nach dem Frühstück wollte ich eine Runde durch Sanandadsch laufen.
Doch als ich vor die Tür lief, traute ich meinen Augen nicht. In etwa 400 Meter Entfernung brannten Reifen mitten auf der Straße.
Ich bin wieder zurück ins Hotel und fragte den Besitzer, ob es gefährlich wäre. “Yes, dangerous!” antwortete er mir und lachte dabei. Wie kann er dabei lachen?!?
Ich habe dann erfahren, dass die Einheimischen gegen die Erhöhung des Benzinpreis protestiert haben. Anstelle der vorherigen 7 Cent kostete der Liter nun etwas mehr, 11 Cent.
Zudem können nur noch 60 Liter im Monat für private Fahrzeuge getankt werden. Darüber würde man das Dreifache, also 22 Cent pro Liter bezahlen.
Klar, für die Einheimischen war das ein großer Unterschied, weshalb sie auf die Straße gingen. Die Aufstände hielten an. Es wurden auch Fensterscheiben eingeschlagen und Mülleimer angezündet.
Ich hielt mich immer in sicherer Distanz. Schließlich waren die Aufstände nicht gegen Touristen gerichtet, aber man weiß ja nie.
Sim-Karten kaufen in Sanandadsch
Wenn das heimische Internet nicht funktioniert, könnte ich mich vielleicht mit einer lokalen Sim-Karte verbinden, dachte ich. Auf in eine nahegelegene Shopping Mall in einen Irancell Store.
Das Resultat war Null Englisch und schiwierige Kommunikation. Ich konnte eine Simkarte kaufen und man half mir auch gleich bei der Registrierung.
Allerdings hat sich später herausgestellt, dass man mich anstelle der wahren Passnummer mit der Seriennummer des Reisepasses registrieren wollte. Oh man! Zurück in den Laden und um Änderung bitten.
Wieder null Englisch und ein ewiges Hin-und-Her. Mir wurde dann langsam klar, dass auch das Smartphone-Internet nicht funktionierte.
Wann kommt das Internet zurück?
Die Aufstände in Sanandadsch hielten den ganzen Tag an. Ich fühlte mich innerhalb des Hotels nicht wirklich in Gefahr, wusste aber auch nicht, was ich machen sollte. Es gab außerdem keine Essensauswahl, bis auf die verdammten Kichererbsen.
Zudem machten sich meine Freunde bestimmt Sorgen, da ich kein Internet mehr hatte.
In den westlichen Medien waren die Aufstände natürlich bereits zu sehen. Vielleicht kommt das Internet morgen wieder, meinte der Hotelbesitzer. Ich hatte die Schnauze voll von Sanandadsch und dem Iran. Ich wollte nur weg von diesem Ort.
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, ob die Busse überhaupt fahren würden. Ich hörte von Straßensperren und sonstigen Horrorszenarien.
Der nächste Tag – Abfahrt von Sanandadsch
Auf gut Glück habe ich mich am nächsten Morgen von einem Taxi zum Busterminal bringen lassen. Was für eine Erleichterung.
Es fuhren tatsächlich Busse in die Hauptstadt nach Teheran. Natürlich habe ich mir wieder den VIP-Bus für wenig Geld gegönnt. Bei zwei Metern Körpergröße weiß man jeden Zentimeter Beinfreiheit zu schätzen.
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