
Shkodra ist eine Stadt im Norden Albaniens mit etwa 200.000 Einwohnern. Für viele Besucher ist sie nur Ausgangspunkt, um in die Berge zu fahren. Ansonsten habe ich nicht viele internationale Besucher gesehen. Für mich hat Shkodra hingegen eine besonderen Stellenwert. Die Stadt bietet nicht nur ein kompaktes und hübsches Zentrum, sondern auch ein spezielles Flair.
Zudem ist sie als die historisch älteste Stadt Albaniens aus dem 4. Jahrhundert vor Christus bekannt. In der Vergangenheit war die Stadt wegen ihren Handelsrouten strategisch wichtig. Dies führte nicht nur zum Ruhm, sondern auch zu Konflikten. Früher wurde Shkodra zunächst von den Römern und später von den Osmanen eingenommen. Erst nach dem ersten Balkankrieg gehörte Shkoder zu Albanien.

Ich würde den Stadtkern wie eine Mischung aus einer westlichen Mittelmeerstadt, Ostblock und osmanischer Architektur zugleich beschreiben. Besonders gut haben mir die vielen Bögen und Holzfensterläden an den Fassaden gefallen. Cafés, Restaurants mit Terrassen und Pubs aneinandergereiht und überall wird albanische Musik gespielt. Bei meinem Besuch im Juni 2022 war einiges los auf den Straßen Shkodras. Zudem habe ich in Shkodra die beste Pizza in ganz Albanien serviert bekommen.
Wie in vielen anderen Städten kann man auch in Shkodra das friedliche Zusammenleben verschiedener Religionen beobachten. In einem Umkreis von wenigen Meter stehen eine orthodoxe Kirche, eine katholische Kirche und eine Moschee.

Die nördliche albanische Stadt ist außerdem für ihre Handwerkskunst bekannt. Neben Schmuckstücken wie Armbändern, Halsketten und Ohrringen findet man ebenfalls kleine Handwerksstätten für Holzwerk Kunst. Auch die Teppichweberei und Töpferei gehören zum Handwerk in Shkoder. Im naheliegenden Berggebiet werden zudem Getreide, Tabak sowie Gemüse und Obst angebaut.
Shkodra ist außerdem die nördlichste Stadt in Albanien. Sie liegt nur eine 30 minütige Fahrt von Ulcinj in Montenegro entfernt. Bis zur Grenze zum Nachbarland sind es nur 15 Kilometer.
Was man sonst noch in Shkodra erleben kann, erfährst du in diesem Beitrag.
Die beste Pizza in Albanien

Durch die geografische Nähe zum Nachbarn Italien ist es nicht sonderlich verwunderlich, dass man in Albanien auch richtig gute Pizza essen kann. Zudem haben viele Albaner in Italien gewohnt und dort in der Küche gearbeitet.
Während meines Aufenthalts in Shkoder konnte ich eine knusprige Pizza bei Manifatura genießen. Das Restaurant hat nicht nur einen Innen- sondern auch einen versteckten Außenbereich mit tollem Garten. Eine Pizza mit viel Spinat und Käse in der Mitte ist vermutlich nicht jedermanns Sache, mir aber hat die Pizza sehr sehr gut geschmeckt.
Keine Sorge: Du musst nicht nach Shkoder fahren, um gute Pizza zu essen. In ganz Albanien finden sich unzählige Pizzerien und kleinere Fastfood-Läden, die leckere Pizza backen. Allgemein ist die italienische Küche sehr beliebt im kleinen Balkanland. Ebenfalls findest du frische Pasta und italienische Salate.
Festung Rozafa mit Panoramablick

Bei meinem Aufstieg zur Festung Rozafa kam ich ganz schön ins Schwitzen. Klar, Anfang Juni herrscht in Shkoder bereits südliche Hitze bei Temperaturen von 30 Grad Celsius. Die ehemalige Burganlage liegt etwas außerhalb des Zentrums und ist in etwa 45 Minuten zu Fuß zu erreichen.
Unterwegs läuft man an zahlreichen kleinen Sanitär-, Handwerker- und Farbenläden vorbei. Leider konnte ich auch einige Bettler, Obdachlose und Metallsammler auf den Straßen sehen. Keine Sorge, gefährlich ist es in keiner Weise.


Wer möchte, kann auch ein Taxi für die etwa vier Kilometer lange Strecke nehmen. Ich hingegen bevorzuge häufig, neue Städte per Fuß zu erkunden, um auch versteckte Ecken und Gegenden zu erkunden. Der letzte Anstieg bei brütender Mittagshitze auf den 130 Meter hohen Hügel hatte es trotzdem in sich. Dabei geht es vorbei an alten kleinen Häusern und zahlreichen Lebewesen 🙂
Die Festung Rozafa hat ihren Namen aufgrund der Lage auf dem Hügel erhalten. Dieser trägt nämlich den Namen “Rozafa”, was übrigens ein albanischer Vorname ist. Eine lokale Legende sagt übrigens, dass ein junges Mädchen namens Rozafa als lebendige Säule in die Burg eingemauert wurde, um den Bau zu stabilisieren. Ob dies wirklich stimmt? 🙂
Neben den Illyrien, nutzen ebenfalls später die Römer, Byzantiner sowie auch die Osmanen die Festung als Verteidigungsanlage.

Der Zugang führt durch mehrere Tore und eine massive Außenmauer. Im Inneren befinden sich mehrere Höfe, Türme und Ruinenreste mit teilweise gut erhaltenen Bögen. Mehr ist vor der Burganlage selbst nicht viel übrig geblieben. Für kleines Geld können Historiker ein in der Burg enthaltenes Museum besuchen.
Ebenfalls gibt es ein touristisches Restaurant mit entsprechenden Preisen in der Burg. Wenigstens ist die Aussicht atemberaubend.

Abgesehen von der Festung selbst, hat man von oben einen tollen Panoramablick auf die umliegenden Flüsse, den Stausee sowie auf die Stadt Shkodra. Ich weiß zwar nicht, wo Montenegro genau anfängt, aber von der Burganlage lässt sich prima in diese Richtung schauen.
Weitere Sehenswürdigkeiten rund um Shkodra
Neben einem ausgiebigen Spaziergang durch die Altstadt und der Besichtigung der Burg Rozafa, hat Shkodra noch Museen für Liebhaber von Geschichte und Kunst zu bieten.
Das im Jahr 1947 gegründete historische Museum von Shkodra liegt in der Nähe des Stadtkerns. Neben der Geschichte und Kultur von Shkorda erfahren Besucher einen Einblick in die Vergangenheit der Stadt. Außerdem können diverse archäologische Funde wie Münzen, Schmuckstücke, Waffen und religiöse Artefakte sowie zahlreiche Gemälde betrachtet werden.
Zu den Schmuckstücken zählen Gegenstände der Holz- und Steinverarbeitung aus der Vergangenheit und der modernen Neuzeit betrachten. Im Museum befinden sich außerdem traditionelle Trachten. Teppiche, Vorhänge und viele alte Textilien. Ebenfalls enthält das historische Museum eine Bibliothek mit einer Sammlung von rund 15.000 Büchern, die aber nicht der Öffentlichkeit zugänglich sind.
Übrigens gibt es in Shkodra noch zwei weitere Museen:
- „Marubi“ National Museum of Photography
- MUZEU DIOQEZAN SHKODER-PULT (Diözesanmuseum)
Alternativer Tourismus: Der alte Bahnhof in Shkoder

Leider hat sich aus meinen Recherchen nicht ergeben, ob vom Bahnhof in Shkoder noch Züge abfahren oder nicht. Auch durch eine Suche bei Wikipedia wurde mir nicht klar, ob die Informationen noch aktuell sind.
Angeblich würden zwischen Shkoder und Podgorica, der Hauptstadt Montenegros, rein Güterzüge verkehren. Des Weiteren gäbe es noch die Strecke Dürres nach Elbasan, die auch für den Personenverkehr offen sein soll. Das Streckennetz ist als und marode, wird aber angeblich bald erneuert.

Ich liebe alte Plätze und Lost-Places, weshalb mir der Besuch des alten kommunistischen Bahnhofs sehr gefallen hat. Bereits der Anblick des alten Steingebäudes hat Freude in mir aufkommen lassen.
Leider war das Bahnhofsgebäude selbst verriegelt und somit nur die Besichtigung von außen durch die Fensterscheiben möglich. Dennoch konnte ich Richtung Schienen laufen und alte, mit Graffiti beschmierte Waggons sowie eine uralte Lok besichtigen. In der Lok hing sogar noch der Anzug des vermeintlichen Lokführers. Ob er wohl noch lebt?


Die Waggons hingegen kamen mir sehr bekannt vor. Sie stammen wohl aus den 90er Jahren und wurden aus Deutschland importiert. Der Blick durch die teilweise eingeworfenen Scheiben hat meine Vermutung bestätigt. Die Sitze und das weitere Interieur lassen mich an die Regionalbahn in Deutschland erinnern. Schade, dass die Waggons nun so verkommen.

Alte Steinbrücke Ura e Mesit in der Nähe von Shkoder
Etwa neun Kilometer nördlich des Zentrums lässt sich eine alte Steinbrücke besuchen. Die aus dem 18. Jahrhundert stammende Brücke Ura e Mesit, stammt aus dem Zeitalter der osmanischen Besatzung. Es ist schon erstaunlich, was die Osmanen schon zur damaligen Zeit bauen konnten. In der Vergangenheit war diese Brücke sehr wichtig, da Shkoder auf dem Weg der Handelsroute lag.

Die Brücke ist entweder mit einem Taxi oder einem Mietwagen zu erreichen. Ebenfalls ist die anreise per Fahrrad möglich. Zu Fuß sind es circa neun Kilometer vom Zentrum Shkoders aus.
Mit 108 Metern Länge ist die Ura e Mesit die längste Osmanische Brücke in Albanien
Die Brücke ist 108 Meter lang und spannt sich über mehrere große und kleinere Bögen. Da es sich um einen touristischen Platz für Einheimische und internationale Touristen handelt, wurden mehrere Cafés außen herum eröffnet. Dort kann man einen kräftigen Espresso mit Blick auf die Brücke und die Natur genießen. Wer möchte, läuft runter zum Fluss Kir und genießt ein kühles Bad – insofern er im Sommer nicht komplett ausgetrocknet ist.
Die Brücke ist übrigens nur für Fußgänger und Radfahrer zugänglich. Direkt nebenan befindet sich die Brücke für Autofahrer. Außerdem eignet sich die Umgebung für Spaziergänge am Flussufer.
Skutari See: Ruhe und Entspannung oder eine Bootsfahrt
Der Skutari See oder auch Liqeni i Shkodrës liegt nur wenige Kilometer vom Zentrum entfernt. Etwa ⅔ des Sees gehören zu Montenegro. Der albanische Teil umfasst hingegen nur ⅓. Die Größe ist dennoch mehr als ausreichend für eine Bootsfahrt.
Ich habe den See zwar selbst nicht besucht, laut meiner Recherche bietet er jedoch eine wunderschöne Natur und beherbergt zahlreiche Vogelarten. Neben Wasseraktivitäten, kann man ebenfalls mit dem Fahrrad an der Uferpromenade entlang fahren. Am See selbst gibt es einige Restaurants, wo man die gute albanische Küche probieren darf.
Auf der östlichen Seite des Skutari See gibt es sogar eine Möglichkeit, mit dem Zelt gegen ein kleines Trinkgeld zu übernachten. Es ist zwar kein Campingplatz, aber wer die Besitzer nett fragt, darf sein Zelt für eine Nacht aufstellen.
Weiter nördlich befindet sich das Lake Shkodra Resort, ein richtiger Campingplatz mit allen Facilities. Der Platz bietet saubere Sanitäranlagen und Duschen. Neben einem schönen Strandbereich befindet sich dort auch ein Restaurant sowie ein Kanu- und Fahrradverleih.
Shkoder: Ausgangspunkt für einen Abstecher in die albanischen Alpen

Shkodra ist außerdem der ideale Ausgangspunkt für einen Trip in die albanischen Berge, die Albanien vom Kosovo und vom Nachbarn Montenegro trennen. Ich habe meinen Trip damals mit Komani Lake Ferry Berisha organisiert.
Neben Berisha bieten auch Rozafa und Alpin die Überfahrt auf dem Koman Stausee an.
Die Abholung von Shkoder sowie die Weiterfahrt zum Koman Stausee waren inklusive. Nach der Überfahrt über den Koman Lake wird man in Fierza abgeholt und zum Gästehaus in Valbona gebracht.
Dort habe ich am nächsten Morgen den Gipfel nach Theth zu Fuß überquert. Wer möchte, kann auch nur einen Tagestrip auf dem Komani See buchen oder andere Strecken in den albanischen Bergen wandern. Nicht umsonst werden die Berge als auch die albanische Schweiz betitelt.
Wer über einen eigenen Mietwagen verfügt, kann natürlich selbst in die Berge fahren. Je nach Ziel bietet sich aber trotzdem die Überfahrt über den Koman See an. Alternativ kann man auch nach Fierza über die Straße. Unzählige Kurven und Schlaglöcher haben es aber in sich. Zudem ist die Fahrt über den Koman See besonders schön.
Wichtig ist, das Ticket spätestens am Vortag zu buchen. Während der Urlaubszeit wird die Fähre schnell voll.
Ebenfalls ist es möglich, von Shkoder nach Theth zu fahren. Über die neu renovierte Straße erreicht man das Bergdorf Theth mittlerweile innerhalb von nur zwei Stunden.
Wo übernachte ich am besten in Shkodra?
Idealerweise übernachtest du in der Nähe des Zentrums. Dort ist nicht nur die Flaniermeile, sondern auch zahlreiche Ausgehmöglichkeiten vorhanden. Neben zahlreichen einfachen Pensionen sind dort auch ein 4 Sterne sowie ein 5 Sterne Hotel vorhanden. Ich habe im Guesthouse Zadeja übernachtet.
Für das Einzelzimmer habe ich im Juni 2022 nur 15 Euro bezahlt. Mittlerweile sind die Preise sicherlich gestiegen. Die Gastgeberin war sehr lieb und freundlich. Außerdem gab es eine große Terrasse zum Relaxen und Wäscheaufhängen. Das Guesthouse war sehr gepflegt und sauber
Wie erreiche ich Shkoder am besten?

Wer in Tirana mit dem Flugzeug landet, erreicht Shkoder innerhalb von nur zwei Stunden mit dem Bus. Im Gegensatz zu anderen Verbindungen verkehren zwischen Tirana und Shkodra auch richtige Busse und nicht nur Minivans.
Mit dem Mietwagen schafft man es sicherlich in eineinhalb Stunden. Wer von Montenegro kommt, erreicht Shkodra in nur circa 45 Minuten. Die Grenzkontrolle läuft dort besonders zügig ab.
Häufig gestellte Fragen rund um Shkoder
Wann ist die beste Reisezeit, um Shkoder zu besuchen?
Shkodra kann eigentlich das ganze Jahr über besucht werden. Während die Winter relativ mild sind, können die Monate von Juni bis September sehr heiß sein. Für einen Besuch der albanischen Alpen eignet sich definitiv die Sommerzeit.
Wie weit ist es von Shkoder bis zum Meer?
Shkodra selbst liegt im Landesinneren und hat zwar kein Meer, aber einen See. Bis nach Dürres an der Adriaküste sind es etwa zwei Stunden. Schnell am Meer ist man in Ulcin, welches aber zu Montenegro gehört.
Wie lange sollte man in Shkodra bleiben?
Ich habe in Shkodra zwei Mal übernachtet, sowohl vor meiner Fahrt in die Berge als auch nach der Rückkehr. Ein bis zwei Tage sind wirklich optimal, um das Zentrum sowie das Umland kennenzulernen.
Wo befindet sich das Busterminal in Shkodra?
Im Gegensatz zu Tirana oder anderen Städten Albaniens, gibt es in Shkodra kein richtiges Busterminal. Minibusse fahren direkt vor dem Hotel Rozafa ab. Die großen Busse nach Tirana fahren etwa 100 Meter davon hinter dem großen Kreisverkehr ab. Am Straßenrand erkennt man die Einbuchtung für die Busse.
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