Tskaltubo: Der ehemalige Kurort von Stalin

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Nur eines von vielen verlassenen Gebäuden in Tskaltubo

Tskaltubo war zu Sowjetzeiten als Kur- und Erholungsort für viele Arbeiter bekannt. Nach dem Fall der Sowjetunion wurden die meisten Gebäude verlassen. Noch heute kann man dort kleine und große Ruinen sehen. 

Neben verlassenen Hotels stehen auch einige Badehäuser und weitere heruntergekommene Gebäude in Tskaltubo. Der Ort ist vor allem für Fotografen und Fans von “Abandoned und Lost Places” interessant. Im Gegensatz zum strengen Deutschland kann man viele dieser Stätten einfach so besuchen – auf eigene Gefahr natürlich. 

Tskaltubo ist nur rund 15 Kilometer von Kutaissi entfernt und kann locker als Tagesausflug besichtigt werden. Wer möchte, kann natürlich auch über Nacht in Tskaltubo bleiben und sich einer medizinischen Spa- und Massagebehandlung unterziehen. 

Thermalquellen in Tskaltubo

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Noch heute fließt Heilwasser aus den Quellen in Tskaltubo

Tskaltubo war schon im 19. Jahrhundert bekannt für seine Heilbäder, die vor allem bei Rheumatismus und anderen Gelenkerkrankungen helfen sollen. Täglich fuhren Züge aus Moskau und St. Petersburg mit Patienten und Urlaubern ein. Während der Sowjetzeit war Tskaltubo einer der größten Orte im ehemaligen Reich. Auch Josef Stalin favorisierte den Kurort, schließlich hatte er dort ein eigenes Badehaus. 

Nach und nach ließ er mehrere Erholungsheime im neo-klassizistischen Stil erbauen. Sein Ziel war es, den sozialistischen Arbeitskräften eine gute Auszeit zu ermöglichen, damit sie anschließend wieder einsatzfähig waren. Neben der bewussten Erholung diente der Ort auch zur Fortbildung der Menschen. Die Sanatorien waren damals sogar in Berufsgruppen gegliedert. 

Tskaltubo nach dem Fall der Sowjetunion

Die Konflikten zwischen Abchasien und dem Zerfall der Sowjetunion haben später zu einem Rückgang des Tourismus in der Region geführt. Die einst gut besuchten Badehäuser und Sanatorien wurden vernachlässigt und verfielen nach und nach. Zudem brachte die Regierung Mitte der 1990er Jahre Kriegsflüchtlinge aus Abchasien und nutzte die Gebäudekomplexe als Zufluchtsorte.

Das Umfeld der Kuranlagen war von da an ein Platz für Viehweiden und Gärten. Die umliegenden Bäume nutzten die Flüchtlinge als Feuerholz und als Feuerstelle. Im Laufe der Zeit verfielen nahezu alle prächtigen Kuranlagen. 

Tskaltubo heute

tskaltubo alte bushaltestelle
Die Bushaltestelle wird auch heute noch angefahren

Trotz der schlechten Gegebenheiten versucht man heute wieder den Tourismus in Tskaltubo anzukurbeln. Die während der Sowjetzeit errichteten Gebäude sind immer noch im Staatsbesitz. Auch durch ausländische Medien und Blogger erhielt Tskaltubo immer mehr Aufmerksamkeit. Zudem setzt sich die lokale Tourismusbehörde gezielt für den Bädertourismus ein. 

Neben dem Tskaltubo Health Resort, funktioniert auch heute noch das Be Healthy, welches auch als Badehaus 2 bekannt ist. Im Badehaus 6 hatte Stalin seinen privaten Bereich. Das Badehaus an sich ist heute noch in Betrieb, der ehemalige Bereich von Stalin hingegen nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

Bei meinem letzten Tskaltubo Besuch im Juni 2023 konnte ich viel Bewegung sehen. Laut meiner Recherche hat der ehemalige Präsident Bidzina Ivanishvili alle Sanatorien aufgekauft. Am Sanatorium Tbilisi finden bereits Restaurationsarbeiten statt. 

Leider aber hat man weitere Sanatorien und Gebäude mit einem hohen Zaun abgeriegelt. Vor allem das ehemalige berühmte Hotel Iveria ist nicht mehr zugänglich.

Im Juni 2021 konnte ich glücklicherweise noch viele tolle Aufnahmen machen. Mit dem Kauf der Gebäude und der möglichen Sanierung geht wohl eine Epoche des “Dark-Tourimus” zu Ende. Ich hoffe auf jeden Fall, dass durch die Restaurierung viele Touristen aus dem Westen und Osten angezogen werden.

Stalins ehemalige Badehaus Nr 6

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Das berühmte Badehaus Nr 6 von Stalin – Auch heute noch in Betrieb

Eine große Aufschrift “6 Spring” strahlt über dem massiven Gebäude mit den großen Säulen hervor. Kein Wunder, in Glanzzeiten hatte Stalin dort sein privates Badezimmer. Noch heute ist das Badehaus 6 in Betrieb, auch wenn Stalins Zimmer nicht betreten werden kann. Übrigens wurde das gesamte Badehaus bis auf das Privatbad von Stalin renoviert. 

Besucher können im Badehaus 6 verschiedene Massagen, Schlammbäder und Gesundheitsbehandlungen durchführen lassen. 

Ich habe zwar nur die Vorhalle gesehen, die aber einen mächtigen Eindruck hinterlassen hat. Neben ebenfalls hohen Säulen steht dort auch eine antike Vase, die vermutlich aus der Sowjetzeit stammt. Zumindest trägt sie die bekannte Sichel. Auch die Decken und weitere Elemente sind typisch östlich.

Badehaus Nr 2 – Be Healthy – Balneological Resort & Spa

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Badehaus Nr 2

Ganz zu meinem Erstaunen ist auch das Badehaus Nr. 2 weiterhin in Betrieb. Leider habe ich kein Foto vom Gebäude, sondern nur vom Mosaik im Vorgarten gemacht. Das Be Healthy Spa bietet ebenfalls eine große Anzahl an Massagen von Kopf bis Fuß an. 

Das Badehaus Nr 2 gehört laut Website auch zum Komplex des Park Hotels sowie des anliegenden Magnolia Restaurants. 

Abandoned Buildings in Tskaltubo

Die Gegend rund um Tskaltubo ist ein wahrer Geheimtipp für Fans von Abandoned Places, oder soll ich sagen war? Bei meinem letzten Besuch konnte ich nicht nur feststellen, dass einige alte Gebäude komplett neu eingezäunt wurden, sondern auch Restaurationsarbeiten am Gange waren. Die Tage der tollen Fotos sind vermutlich gezählt. 

Hotel Iveria

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Zum Glück konnte ich das Hotel Iveria noch von innen sehen bevor man einen Zaun aufgestellt hat

Das Hotel Iveria wurde zwischen den Jahren 1952 und 1962 errichtet. Es ist wohl das bekannteste Objekt, das von Bloggern was in Tskaltubo fotografiert wurde. Ich spreche von der Vergangenheit, da es seit diesem Jahr 2023 nicht mehr möglich ist, das Hotel Iveria zu betreten. Ein großer Zaun wurde rund um die verlassene Hotelanlage gestellt. 

Das Hotel Iveria verfügte einst über eine Kapazität von 300 Betten. Glücklicherweise konnte ich den Ort noch fotografieren, bevor er isoliert wurde. Beim Eintreten kann man direkt die Wucht des Gebäudes erkennen. Massive Säulen, große Fliesen und blau gestrichene Wände schmücken das Hotel Iveria. Außerdem fällt sofort das große runde Loch in der Decke auf. Ob dort mal ein riesiger Kronleuchter hing oder einfach nur eine Kuppel als Abdeckung? 

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Hotel Iveria von außen

Auch beim Gang nach oben kann man nur noch die Grundrisse erkennen. Es wurde alles auseinandergenommen, was nur ging. Von Kabeln, Möbeln oder sonstiger Einrichtung keine Spur mehr. Lediglich die Tapete ist noch an manchen Stellen zu erkennen. An den Decken kann man noch teilweise die typisch sowjetische Dekoration erkennen. Einige Wänden sind Graffitis besprüht worden. 

Laut dieser Zeitungsnachricht wurde das Hotel Iveria im Jahr 2016 für 253,000 Lari = (ca. 88.000 Euro) verkauft. Der Käufer verpflichtet sich dazu, 6 Million Euro zu investieren, um ein Hotel mit 160 Zimmern zu bauen. Ich bin gespannt wann und ob das Projekt wirklich startet 🙂

Badehaus Nr 8

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Badehaus Nr 8

Insgesamt gibt es vier Eingangsmöglichkeiten mit jeweils wenigen Stufen zum Betreten des Badehaus 8. Nicht nur wegen des UFO-förmigen Gebäudes, sondern auch durch das große Loch in der Decke erscheint das Badehaus 8 sehr mystisch. Durch das eintretende Tageslicht fühlt es sich an, als wäre man gerade mit einem alten UFO auf der Erde gelandet.

Leider ist das Badehaus 8 sehr zugemüllt. Überall liegen Flaschen und sonstige Abfälle. Einige haben wohl darin auch mit Feuer gespielt.  

badehaus nr 8 ufo
Die runde „UFO“-Form ist gut zu erkennen

Das Gebäude beherbergte mehrere Bädern, die in Sternform nebeneinander angereiht wurden. Wer genauer hinschaut, kann in der Mitte sogar den ehemaligen Zulauf sehen. Von dort floss das warme Heilwasser in die einzelnen Backen. 

Auf den umliegenden Wänden sind außerdem noch die Umrisse von Hirschen zu erkennen. Was Bambi wohl mit dem Badehaus 8 zu tun hatte?

Badehaus Nr 5

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Badehaus Nr 5 ist in einem miserablen Zustand

Das fünfte Badehaus ist in einem miserablen Zustand. Außerdem ist eine Seite total von Laub bedeckt. Am Eingang warnen Schilder vor dem Zutritt. Zudem riecht es sehr nach Schimmel und Urin. Wer sich trotzdem entscheidet hineinzugehen, trifft auf gelbe Badewannen passend zur damaligen Zeit des Kommunismus. 

Viel mehr als das ist wirklich nicht zu sehen. Die Treppe am Eingang wurde vermutlich absichtlich entfernt, sodass der Zutritt in den zweiten Stock nicht möglich ist. Da das Badehaus Nr 5 wirklich einsturzgefährdet ist, würde ich einen Besuch nicht empfehlen.

Tskaltubo Bahnhof

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Tskaltubo Bahnhof

Auch der Bahnhof von Tskaltubo zählt zu den Lost Places. Während der Blütezeit sind dort die Urlauber mit Zügen aus Moskau und St. Petersburg angekommen. Heute sind das Bahnhofsgebäude sowie die davor liegenden Schienen in einem schlechten Zustand. Die Schienen sind komplett mit Gras überwachsen. 

Im Inneren ist so gut wie keine Fensterscheibe mehr ganz, dabei hat das Gebäude so viel Potential. Auch der Brunnen vor dem Gebäude ist schon seit einiger Zeit nicht mehr in Betrieb. Als ich ein Foto vom ehemaligen Bahnhofsgebäude gemacht habe, lachten die nebenan stehenden Georgier nur. 

Ich vermute übrigens, dass man vor kurzer Zeit mit Renovierungsarbeiten angefangen hat. Es sah so aus, als wären zumindest die äußeren Fassaden und Säulen neu gestrichen worden. Laut meiner Recherche sollte dort das Touristenbüro Einzug halten. Weitere Informationen habe ich leider nicht. 

Essen gehen in Tskaltubo

Trotz der Bevölkerungszahl von nur etwas mehr als 10.000 gibt es in Tskaltubo eine kleine Auswahl an Restaurants. Ich vermute, dass dies vor allem auf die Popularität und die noch funktionierenden Spas zurückzuführen ist. 

Restaurant Magnolia

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Restaurant Magnolia

Das Magnolia Restaurant liegt direkt neben dem Tskaltubo Health Resort, das bis heute in Betrieb ist. Das Gebäude macht nicht nur von außen, sondern auch von innen einen gepflegten Eindruck. Auch die moderne Dekoration mit den gepolsterten Stühlen ist sehr schön anzusehen. 

Das Restaurant Magnolia wurde von einem italienischen Architekten in den 1950er Jahren entworfen. Nachdem es jahrelang leer stand, wurde es im Jahr 2019 vollständig restauriert. 

khinkali suppe
Khinkali Suppe

Dank des warmen Wetters konnte ich beim Essen draußen sitzen. Die Terrasse mit dem anliegenden Springbrunnen war sehr gemütlich. Allerdings muss ich gestehen, dass das Personal bei meinem letzten Besuch nicht besonders motiviert war.

Leider gab es auch einige Sachen auf der Menükarte nicht, weswegen ich eine Khinkali Suppe und spanisches! Bier bestellt habe. Die Preise sind etwas über dem Durchschnitt. Nichtsdestotrotz würde ich das Magnolia Restaurant für einen Stopp weiterempfehlen. 

Was kann man sonst noch tun in Tskaltubo?

Die Gegend um Tskaltubo umfasst einen großen Park mit zahlreichen Wegen und Sitzgelegenheiten. Wer keine Lust mehr auf Lost Places hat, kann in der Natur spazieren gehen oder relaxen. In nördlicher Richtung, sozusagen im Zentrum Tskaltubos, befindet sich auch ein Bazar, der täglich geöffnet ist. Dort gibt es Allerlei, was man auch auf anderen Märkten in Georgien finden kann. 

Ganz in der Nähe befindet sich auch ein kleines Weinmuseum, das nach dem ehemaligen georgischen Schriftsteller Otia Ioseliani benannt ist. Im Museum kann man alte Werkzeuge, Waffen und sonstige Relikte des einfachen Lebens bestaunen. 

Heute wird das Museum vom Sohn und dessen Enkel geleitet. Neben der Verkostung von Wein kann man auch Cha-Cha oder Bier probieren. 

Tskaltubo Heimatmuseum

Tskaltubo beherbergt außerdem ein kleines örtliches Museum. Dort kann man diverse Exponate wie alte Kleidung, Instrument und sonstige Gegenstände des Landes sehen. Sicherlich nicht so spannend wie andere Museen, aber dennoch einen Zwischenstopp wert. 

Häufige Fragen rund um Tskaltubo

Wie reist man am besten nach Tskaltubo?

Tskaltubo ist gerade einmal 15 Kilometer von Kutaissi entfernt und innerhalb von 20 Fahrminuten zu erreichen. Für die Anreise bieten sich mehrere Möglichkeiten. Am einfachsten und schnellsten geht es mit einem Bolt-Taxi, das nicht mehr als 12 bis 15 Lari (4 – 5 Euro) kostet. 

Günstiger ist die Fahrt mit der Marschrutka, die in der Nähe der roten Brücke warten. Die Fahrer warten gegenüber des Tabidze Monuments. Minivans der Linie 30 fahren von 8 Uhr morgens bis 7 Uhr abends nach Tskaltubo. Die Fahrt kostet gerade einmal 2 Lari. Unterwegs kann man dem Fahrer Bescheid sagen, damit er anhält. 

Von Tskaltubo zurück nach Kutaissi

Die Rückfahrt gestaltet sich ähnlich einfach. Um wieder zurück nach Kutaissi zu reisen, kann man an der Hauptstraße einfach eine vorbeifahrende Marschrutka anhalten. Die Minivans fahren an der Ostseite (über die Rustaveli Straße) in Richtung Kutaissi. Nach 18 Uhr wird es vermutlich schwieriger, eine Fahrt zu organisieren. 

Das letzte Mal hatte ich Glück und konnte ein Bolt-Taxi rufen. Ansonsten kann man auch ein gewöhnliches Taxi nehmen. Die Fahrt sollte dann nicht mehr als 20 Lari kosten. Alternativ ist “Daumen hoch” eine gute Option in Georgien. Wenn man schon bei jemandem mitfahren darf, sollte man das gegen Ende gut belohnen.

Kann man in Tskaltubo auch Übernachten?

Wer nicht genug von den Lost Places bekommt oder die ein oder andere Spa-Behandlung durchführen möchte, kann in Tskaltubo übernachten. Neben einigen Hotels gibt es auch einfachere Unterkünfte in der Umgebung. 

Zu den besseren Unterkünften gehört das Tskaltubo Plaza Hotel, das nördlich der Grünflächen liegt. Für etwa 100 Euro kann man stilvoll im 4-Sterne Hotel übernachten. Die Zimmer sind recht klein, aber sauber. Frühstück und Swimmingpool gibt es inklusive. 

Etwas günstiger ist die Übernachtung im 3-Sterne Legends Tskaltubo Spa Resort. Dort zahlt man etwa 80 Euro für ein Doppelzimmer einschließlich Frühstück. Bei warmem Wetter bietet der Pool eine gute Abkühlung. 

Private Unterkünfte wie das Green Garden Guest House kosten nur rund 20 Euro. Dann muss man zwar auf den Pool verzichten, hat aber eine Waschmaschine zur Verfügung. 

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